Eine neue Zeit ist angebrochen: die der offenen Enteignung. EU-Politiker sagen offen: wir können mit euren Bankeinlagen machen, was wir wollen. Diese sind jetzt „vogelfrei“. Besonders grössere Vermögen werden jetzt von den Banken Europas flüchten.
Von Walter K. Eichelburg
Bereits der letzte Marktkommentar „Zypern und die Sparerschafe“ sowie mein letzter Goldmann im Format befassten sich mit den Auswirkungen des Zypern-Haircuts bei den Sparern. Dieses Thema ist so wichtig, dass es weiter behandelt werden muss, seit diverse EU-Politiker offen sagen: wir können mit euren Bankeinlagen machen, was wir wollen. Diese sind jetzt „vogelfrei“. Das wird mittelfristig massive Auswirkungen haben. Besonders grössere Vermögen werden jetzt von den Banken Europas flüchten. Wahrlich eine neue Zeit ist angebrochen: die der offenen Enteignung.
„Vogelfrei“:
Mit einer Person, die vogelfrei war, konnte man in früheren Zeiten machen, was man wollte, sogar töten, ohne strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten. Diesen Status bekamen etwa entflohene Sträflinge oder Sklaven, aber auch die Zigeuner in manchen Teilen Osteuropas.
Ok, umbringen lässt uns die EU noch nicht, aber unsere Bankeinlagen haben inzwischen diesen Status erreicht, besonders wenn sie höher als €100’000 sind. Niedrigere Einlagen schont die EU vorerst noch, aber auch das gilt nur dann, wenn es sich der betreffende Staat auch leisten kann, sie zu garantieren. Dass diese Garantie nicht unbedingt sicher ist, wird uns auch schon gesagt.
Solche Artikel sind in den letzten Wochen massenhaft erschienen:: „Was kommt nach Zypern?“:
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betont, falls Banken in Schwierigkeiten geraten, „wird die Antwort nicht länger automatisch lauten: Wir werden kommen und eure Probleme lösen.“ Sprich: Sparer und Gläubiger müssten für die Sanierung von Banken einstehen – und nicht allein der Steuerzahler. Erstmals wurde dies in Zypern so gehandhabt. Das habe einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen, kritisiert die Ratingagentur Standard & Poor’s.
Die Niederländer scheinen in dieser Sache besondere Hardliner zu sein, aber aus allen Zahlerstaaten der EU hört man von den Politikern ähnliche Aussagen.
Man will die Sparer aus den Banken vertreiben:
S&P hat mit dem Präzedenzfall mehr als recht. Der Haircut bei den Sparern in Zypern kann man als Versuchsballon bezeichnen: wie werden die Sparer der Eurozone darauf reagieren. Jedoch die Aussagen der Politiker, das wieder zu machen deutet auf etwas anderes hin:
Ab nun haftet ihr Sparer für die Spareinlagen selbst. Wenn eine Bank pleite geht, dann wird sie von uns nicht mehr gerettet. Also haut ab aus den Banken und aus dem Euro, wenn ihr Angst habt. Man kann es nicht anderes interpretieren, als dass man einen grossen Bank Run haben möchte, der dann den Euro crashen lässt. Ist das die Absicht? Weil man den Euro nicht mehr lange durch Markt-Manipulationen stützen kann?
Wie das Beispiel Zypern zeigt, sind auch „geschützte“ Einlagen unterhalb von €100’000 nicht sicher, da man das Geld wegen der Kapitalverkehrskontrollen nicht vom Konto runterbekommt. Man kann es nicht als Bargeld abheben oder ins Ausland überweisen. Die Sparer sind total den Banken und der Politik ausgeliefert. Sie wurden von den Bankschliessungen überrascht, während russische Oligiarchen oder die eigenen Poltiker noch schnell ihre Guthaben ins Ausland abgezogen haben. Der Haircut in Zypern ist noch nicht endgültig bestimmt, kann aber bis zu einem Totalverlust bei Einlagen über €100’000 auf der inzwischen abgewickelten Laiki-Bank gehen.
Das Herdenverhalten der Sparerschafe:
Mein letzter Marktkommentar befasste sich auch mit dem Verhalten der Sparer, das dem einer Herde von Schafen ähnelt. Jedes Schaf hofft, dass es von den Raubtieren nicht selbst gefressen wird, sondern ein anderes Expemplar. Also erstarren alle Schafe und drängen sich dichter zusammen.
Leider nützt das nichts, wenn der böse EU-Wolf kommt und gleich die ganze Herde frisst. Wie im Fall Zypern geschehen. Nur die Kleinschafe hat er dort bisher verschont.
Gold:
Es gibt nach Zypern keine sicheren Geldanlagen mehr im System. Durch politisches Dekret kann jeder enteignet werden, der Geld im Banken- und Versicherungssystem hat. Diesesmal hat es Bankkonten getroffen. Das nächste Mal kann es Pensionsfonds betreffen (diese werden von manchen Staaten schon ausgeräumt), oder Lebenversicherungen. Ganz nach Willkür der Herrschenden. Wir haben in Zypern gesehen, wie es läuft: die Banken werden geschlossen, dann kommt die Enteignung.
Es bleiben also nur mehr die Geldmetalle Gold und Silber als Rettungsboote.
Eigentlich müssten die Preise von Gold und Silber nach Zypern massiv steigen, das tun sie aber nicht, weil sie massiv gedrückt werden. Man will der Masse kein positives Preissignal für die Flucht in Gold geben. Das wird in jeder extremen Krisensituation gemacht. Bisher hat es funktionert, einmal misslingt es, dann wird sich der Goldpreis vermutlich innerhalb eines Tages mehr als verdoppeln: Systemcrash.
Wenn man sich die Marktberichte ansieht, etwa dass die US-Mint Rekordabsätze bei Silver Eagles hat, oder dass bei deutschen Edelmetallhändlern die Verkäufe wieder massiv zunehmen, dann zeigt sich, dass einige Sparerschafe aus der Zypern-Sache gelernt haben und sich retten wollen. Aber es sind leider noch zu wenige.
Gleichzeitig gibt es Berichte, dass der Ankauf von Altgold von der Bevölkerung derzeit massiv zurückgeht. Das lässt den Schluss zu, dass die Masse nichts mehr hat. Dieses Gold und Silber fehlt natürlich jetzt dem Kartell bei der Preisdrückung.
Wer noch nicht in den Rettungsbooten aus Gold und Silber drinnen ist, sollte jetzt einsteigen. Denn gerade hat die EU den Sparern gesagt: ihr seid bei den Banken nicht mehr willkommen, wir können euch jederzeit enteignen und tun es auch, wenn wir Lust dazu haben. Den Cleveren und dem Grosskapital sagt die EU damit auch: rettet euch jetzt, bevor es die Masse auch versucht, aber nicht mehr kann.