Zum Bildungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland gehört
zweifelsohne Aufklärung über Skandale, Kriege, Hungersnöte, Staatsverbrechen.
Egal, ob der IS sprichwörtliche Rooftop-Partys mit Homosexuellen „schmeißt“ – oder eine
Nummer kleiner – linksradikale Schmierereien zu Gewalt aufrufen, islamistische Schmierereien
Kirchen „verschönern“ oder rechtsradikale Graffiti irgendeinen Hinterhof zur „Whites-Only-Zone“
ausrufen, keine Ungerechtigkeit lassen die Öffis undokumentiert, nirgends.
Gut, von den amerikaweiten Kristallnächten der Anti-Trump-Randalierer, die beispielsweise mit
„Rape Melania“ -Schilder durch die Straßen zogen, hatte man vermutlich weder Bilder noch wollte
man die ohnehin traumatisierte deutsche Kundschaft noch weiter verstören, aber dafür sind der ARD
bei Episcopal Church of Our Saviour in Silver Spring, Maryland, sensationelle Bilder für die
Prime-Time gelungen, die man aus Gründen der Aktualität und der Größe und Bedeutung dieses
Ereignisses keineswegs so lange zurückhalten konnte, bis die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hat.
Diese Zeit nimmt man sich nur, wenn hunderte von dankbaren Flüchtlingen in der Kölner
Silvesternacht etwas über die Stränge schlagen. Schließlich hat es sich auch als gut
und richtig herausgestellt, damals mit dieser Berichterstattung vier Tage zu warten,
denn es stellte sich heraus, dass es nichts mit nichts zu tun hatte,sondern sich um
allgemeinen Alltagssexismus in einer sexistischen Gesellschaft handelte.
Kurz und gut, dass Problem auf den Namen „Mann“ hört.
Außerdem kommen False-Flag-Aktionen bekanntlich nur vor, wenn sich beispielsweise der IS
zu einem Messermord in Hamburg bekennt. Da werden Hinz und Kunz und der unvermeidliche
Professor Pfeiffer vor die Kameras geholt, um der Welt zu beteuern, dass es sich um
Trittbrettfahrerei handeln muss.
In Maryland ist dies ausgeschlossen, schließlich ist ja jedem deutschen Medienkonsumenten
bekannt, dass mit Ausnahme der linksliberalen Küstenbewohner alle Einwohner von „Fly-Over-
America“ hasszerfressene Rassisten sind und dieser Hass durch Trumps Wahl überall im Land
neue Brände entfacht.
So haben sie in der gestrigen 20 Uhr Tagesschau ab Minute 7 vom neuen Trump Berater Bannon
berichtet und ihn als Ex-Chef einer ultrarechten und antisemitischen Webseite charakterisiert,
um dann dieses Bild einzublendend, das wirkte, als hätte man vor einer Kirche ein rassistisches
Poster aufgestellt – dabei ist es nur eine Kritzelei auf der Rückseite des Kirchenbanners,
das dort immer steht.
Irgendwie aus Versehen wurde die welterschütternde rassistische Schmiererei in Maryland
so abgebildet, als hätten eine Bande White Power-Typen mit spitzen weißen Hüten ein
riesiges Transparent vor der Kirche aufgebaut.
In Wahrheit wurde von einem Einzeltäter die Rückseite eines bereits vorhandenen Transparents
beschmiert. So bastelt man aus einer Deppenkritzelei am Ende der Welt, die sonstwer
hingeschmiert haben könnte, zur Prime Time eine Mississippi Burning Nummer.